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Schoenbuchbahn

Eine schwäbische Erfolgsstory

Weil die Fahrgastzahlen steigen und steigen, benötigt die kommunale Schönbuchbahn noch mehr Triebwagen. Erfolg nach dreißigjähriger Stillegung.

Während die die Deutsche Bahn AG (DB) bundesweit Gleise abbaut und Zugverbindungen einstellt, passiert im schwäbischen Schönbuch genau das Gegenteil. Weil immer mehr der ansonsten autoverliebten Schwaben im Kreis Böblingen in den Zug einsteigen, platzen die Züge der Schönbuchbahn aus allen Nähten.

"Wir brauchten dringend weitere Fahrzeuge", sagt ein Sprecher der Württembergischen Eisenbahn Gesellschaft (WEG) in Waiblingen. Das Tochterunternehmen des europäischen Bahnmultis CONNEX betreut im Auftrag eines kommunalen Zweckverbandes die 17 Kilometer lange Strecke von Dettenhausen nach Böblingen (KBS 790.9). Dort besteht Anschluss ans Stuttgarter S-Bahnnetz.
Besonders in den morgendlichen Stoßzeiten wird es eng in den gelb-weißen Dieseltriebwagen vom Typ Regio-Shuttle RS1. Zeitweise konnten lediglich in den verkehrsschwachen Zeiten die Züge gewartet werden. Aus diesem Grund erhiellt die Schönbuchbahn inzwischen zwei weitere Regio-Shuttles. Nun können statt zwei künftig drei aneinander gekuppelte Triebwagen rollen.

Prognosen weit übertroffen

Die Schönbuchbahn ist eine rechte schwäbische Erfolgsstory. 30 Jahre lang war die einst "unrentable" Nebenbahn im Personenverkehr stillgelegt. Dann übernahm sie ein kommunaler Zweckverband, um sie mit einem zeitgemäßen Verkehrskonzept für die Fahrgäste wieder attraktiv zu machen. Als Betreiber wurde die private WEG engagiert. Bei der Wiedereröffnung im Dezember 1996 hatten die Gutachter allenfalls mit 2500 täglichen Pendlern gerechnet. Inzwischen sind in den modernen Regio-Shuttles täglich über 6000 Fahrgäste unterwegs.
Bereits mehrfach wurde das Bahnangebot verdichtet. Seit November 2000 rollen die Züge werktags durchgehend bis 22 Uhr und samstags bis 16 Uhr im Halbstundentakt. Das Ende des Fahrgastbooms scheint nicht in Sicht, zumal die Besiedelung im Schönbuch weiter zunimmt. Man werde wohl eines Tages auf noch größere Fahrzeuge umsteigen müssen, heisst es bei der WEG.
Doch für die nahe Zukunft dürften die zwei zusätzlichen Regio-Shuttles erst mal ausreichen. Der Vorteil für die Fahrgäste: es stehen mit einem Schlage 76 zusätzliche Sitzplätze zur Verfügung. Sechs statt bisher vier Türen erleichtern das Ein- und Aussteigen. Der Nachteil: die meisten der bislang rund 60 Meter messenden Bahnsteige mussten verlängert werden, was zusätzliche Kosten von 1 Million Mark verursachte.
Die Beschaffung der neuen Triebwagen gestaltete sich nicht ganz einfach. Da die Herstellerfirma das Modell der Schönbuchbahn mit einer Fußbodenhöhe von 760 Millimetern nicht mehr im Programm hatte, organisierte die WEG innerhalb der von ihr betriebenen Bahnen einen Ringtausch. Drei fabrikneue Regio-Shuttles ergänzen den Fahrzeugpool der WEG, so dass auch die Schönbuchbahn am Ende zwei zusätzliche Regio-Shuttles der ersten Bauserie erhält. Der Zweckverband muss lediglich den Zeitwert der gebrauchten Fahrzeuge finanzieren.

Komplizierter Tausch

Von der Wieslauftalbahn Schornberg-Rudersberg und von der Strohgäubahn Korntal-Weissach kommen je ein Regio-Shuttle zur Schönbuchbahn. Ein Triebwagen der Baureihe NE 81 verlässt die Wieslauftalbahn in Richtung Strohgäu, die Lücke wird mit zwei RS von der Strecke Nürtingen-Neuffen geschlossen. Dorthin kommen am Ende die drei fabrikneuen Fahrzeuge, die zeitweise bei der Nordwestbahn in Oldenburg aushalfen. Auch diese von CONNEX betriebene Bahn wird von den Fahrästen überrannt.
Dass die Schönbuchbahn ein solcher Erfolg wird, hat alle Beteiligten überrascht. Normalerweise lebt der Nahverkehr in der Fläche vom staatlich subventionierten Schülerverkehr. Doch auf der Schönbuchbahn sind die Mehrheit der Reisenden Pendler, Umsteiger vom Bus und echte Neufahrer. Außerdem benutzt ein Großteil der Fahrgäste die Bahn für Kurzstrecken innerhalb der Region.
Den großen Zuspruch erklärt man sich bei der WEG damit, "dass wir ein gutes Angebot machen." Dazu gehören in erster Linie moderne Fahrzeuge, attraktive Fahrzeiten und eine zeitgemäße Infrastruktur. In den Zügen herrsche eine lockere Atmosphäre, Fahrgäste wollten in der heutigen Zeit einfach nicht mehr gegängelt werden.

anim